Gemeinsame Jahrestagung ÖAKBT und DAKBT 9. – 11.10.2025, Salzburg
Thema der Tagung: Verbundenheit
Schauen wir gegenwärtig in die Welt, so scheint uns nach Jahren der Individualisierung die Verbundenheit abhandengekommen zu sein. Ungeachtet des gegenwärtigen Zustandes der Menschheit sind wir weder niemals wirklich abgesondert, noch existieren wir als einzelne, unabhängige Individuen. Wir sind Teil eines sich gemeinsam entwickelnden Ganzen. Bindung und Verbundenheit sind für unsere körperliche und psychische Entwicklung existentiell.
In therapeutischen Prozessen ist Verbundenheit die Grundlage für die Wirksamkeit von Interventionen. Empfinden wir uns verbunden, fühlen wir uns sicher. Fühlen wir uns sicher, so können wir uns in unseren Beziehungen zeigen, handeln und Veränderungen gestalten. Mit Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Lage eine notwendige Fähigkeit.
Gemeinsam werden wir die vielschichtigen Facetten von Verbundenheit in Workshops und Vorträgen erkunden und nicht zuletzt der Frage nachgehen, welche Antworten unsere KBT-Arbeit geben kann. Die Verbundenheit von ÖAKBT und DAKBT kann in dieser gemeinsamen Tagung aufleben und vertieft werden.
Wir freuen uns auf feine Begegnungen und einen lebendigen Austausch!
Vorträge
Stephan Doering:
Implizite Kommunikation, Beziehungserfahrung und Veränderung in der Psychotherapie
Wie entsteht Veränderung in der Psychotherapie? Ist es wirklich das (bewusste) Verstehen als Folge einer treffenden Deutung? Wohl nicht – würde die Boston Change Process Study Group um Daniel Stern sagen. Veränderung setzt etwas mehr als die Deutung voraus, nämlich einen „Moment der Begegnung“. Insofern wir nicht bereit sind, diese Begegnungen als esoterische oder magische Phänomene anzusehen, die „eben wirken“, stellt sich uns die Frage, wie denn diese Begegnung jenseits der verbalen-kognitiven Interaktion stattfinden kann. Welche Kommunikationskanäle und welche Verstehensprozesse sind hier involviert?
Hat Freud noch zeitweise mit der Telepathie kokettiert so wissen wir heute recht genau, dass sich Übertragungsprozesse und projektive Identifikationen im interpersonalen Feld visuell, akustisch, und olfaktorisch vollziehen. Diese Interaktion zweier Körper ermöglicht eine implizite Beziehungserfahrung, die innerhalb beider Beteiligten erfahrungsabhängige intrapsychische Prozesse induzieren. Erst im letzten Schritt erfolgen Symbolisierung, Verbalisierung und die Kreation eines gemeinsamen verstehenden Narratives.
Sandra Anders:
Vom Damals im Heute
Äußere Realität und psychischer Raum in der KBT-Arbeit mit Mutter und Tochter.
In den letzten Jahrzehnten brachten entwicklungspsychologische Forschungsergebnisse faszinierende Einblicke in die lebenslange Bedeutsamkeit kindlicher Beziehungserfahrungen. Besonders die Mutter-Kind-Beziehung steht oft im Fokus der Aufmerksamkeit, vor allem wenn es um Momente des Getrenntseins oder Scheiterns geht. In einem KBT-Prozess rekonstruieren zwei erwachsene Frauen ihre frühe gemeinsame Geschichte als Mutter und Tochter. Dabei werden die Auswirkungen des miteinander Durchlebten auf ihre heutige Beziehungsgestaltung verstehbar. Auf der Suche nach Verbindendem und Trennendem zwischen Mutter und Tochter lassen sich neue Entwicklungsmöglichkeiten für beide eröffnen.
Marc Rackelmann:
„Hilfe, sie will mit mir über Sex sprechen!“
Was tun, wenn sexuelle Themen in der Therapie auftauchen?
Die Menschen, mit denen wir arbeiten sind Vieles – nicht zuletzt aber sind sie sexuelle Wesen, die zu ihrer Sexualität eine sehr individuelle Beziehung haben. In vielen Therapieprozessen (und leider auch psychotherapeutischen Ausbildungen) spielt die Sexualität keine große Rolle. Was aber, wenn doch? Was, wenn unsere Klient*innen genau darüber sprechen wollen? Wie finde ich eine Sprache, die sowohl meinem Gegenüber gerecht wird, als auch mir selbst? Wie genau darf ich oder will ich nachfragen? Wie geht es mir mit sexuellen Vorlieben und Erfahrungen, die von meinen eigenen stark abweichen? Wie gehe ich einerseits sensibel mit Schamgrenzen um, ohne andererseits Gefahr zu laufen, Wesentliches ungesagt zu lassen?
Marc Rackelmann möchte in seinem Vortrag Mut machen und Hilfestellung geben, dass wir diesen essentiellen Bereich menschlicher Erfahrung zu einem selbstverständlichen und zu uns passendem Teil unserer therapeutischen Arbeit machen können. Denn, wie so oft in der Psychotherapie, geht es weniger darum, Antworten geben zu können, als die Fragen ernst zu nehmen.
Workshops
- Marc Rackelmann: Let’s talk about Sex – wie können wir mit sexuellen Themen in der Therapie umgehen?
- Roland Brückl: „You´ll never walk alone“ -oder doch?! (KBT in Gruppen)
- Sandra Anders: Bindung, Triangulierung und Mentalisierung in der therapeutischen Arbeit wahrnehmen und aufgreifen
- Christa Sommerer: Im Trauern bleiben wir verbunden - Trauerbegleitung mit KBT
- Gudrun Achatz-Petz, Sabine Weyringer: Selbstanbindung - als PsychotherapeutIn mit mir verbunden sein
- Martina Fuhrmann-Hüper: Verbundenheit beleben – KBT in der Arbeit mit Paaren
- Kathinka Kintrup, Clara Scheepers-Assmus, Maria Stippler-Korp und Susanne Wagner: KBT und OPD – wie lässt sich das miteinander verbinden?
Nähere Informationen und detailliertes Programm: (PDF).